Als Fotograf noch "Photograph" geschrieben wurde, gab es daneben noch den Beruf des "Fotolaboranten". Der Fotograf machte Bilder und beauftragte den Laboranten mit der Ausarbeitung. Damals gab es keine Bildbearbeitung, es sei denn, das Foto war kein Bild, sondern ein Fehlergebnis.
Dann versuchte der Laborant, mittels aller möglichen Tricks (Isohelie oder Pseudosolarisation oder mehrmaliges Umkopieren oder Agfacontourfilm oder versetztes Vergrößern eines "Sandwich" aus Positiv und Negativ) noch etwas Brauchbares daraus zu machen. Wohlgemerkt: Wenn das Foto ein Bild war, musste man es nur noch entwickeln oder evt.vergrößern, sonst nichts!
Das lässt mich zur Erkenntnis kommen, dass die meisten "digital Belichtenden" den Beruf des Laboranten fortführen, denn sie "fotografieren" nicht, sondern produzieren Fehlergebnisse, die der "Bildbearbeitung" bedürfen. Was auch schon wieder falsch ist, denn ein BILD muss nicht mehr bearbeitet werden, wenigstens nicht viel mehr als früher auch. Die Kantenschärfe hing auch vom Negativ-Entwickler ab und die Gradation wählte man noch, vielleicht auch den oder die Positiventwickler für die Ein- oder Zweischalen-Entwicklung. Und soviel Photoshop darf sein! Schade eigentlich, dass es heute nicht mehr Fotografen gibt als vor 60 Jahren, dafür aber mehr Laboranten!
Hat sich ein Fotograf erst einmal auf das Niveau des Wettstreits begeben, so wird er sehr wahrscheinlich
als Mitglied einer jener “Gesellschaften für Bewunderung auf Gegenseitigkeit” enden, die sich Fotoklubs nennen.
Damit gibt er die Chance auf, ein Fotograf zu werden, der etwas Wertvolles zu sagen hat
– Andreas Feininger –